Wie wir dem Fachkraftmangel entgegentreten

Der bevorstehende Arbeits- und Fachkräftemangel hat mehrere Gründe, der Hauptgrund ist jedoch ohne Frage die Demografie unserer Gesellschaft. Die geburtenstarke Generation der „Baby-Boomer“ erreicht verdienterweise das Pensionsantrittsalter, nach ihnen hat die Geburtenrate Jahr für Jahr abgenommen. So ist es nicht verwunderlich, dass bei einem bevorstehenden Wirtschaftswachstum und bei immer mehr Pensionsantritten die Nachfrage nach jungem gut ausgebildetem Personal stetig steigt. Egal ob im medizinischen Bereich, im Tourismus, bei den Lehrkräften oder in der Technik, die Nachfrage nach entsprechend geschultem Personal ist groß und kann aufgrund der geburtenschwächeren Jahrgänge nur spärlich gedeckt werden. Dieses Problem ist uns nun schon länger bewusst und dementsprechend haben wir auch schon in der Vergangenheit einige Maßnahmen gesetzt, um diesem personellen Mangel entgegenzuwirken und auch für das Jahr 2023 haben wir den Arbeitsmarkt als einen unserer Themenschwerpunkte festgelegt.

Unser Bundesminister für Arbeit- und Wirtschaft Martin Kocher hat mit seiner Aussage über Teilzeit aufhorchen lassen. Es ist zu erwähnen, dass die Teilzeitquote in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Das vorhandene Arbeitskräftepotential soll jedoch bestmöglich genutzt werden, um das Sozialsystem zu finanzieren und den Wohlstand aufrecht zu erhalten. Vollzeitarbeit soll also für alle, die das wollen, attraktiv und möglich sein. Ein Wechsel von der Teil- in die Vollzeit soll gefördert werden. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass Mütter und Väter sowie Betreuungspersonen in der Pflege und auch Menschen, die neben ihrem Job eine Aus- oder Weiterbildung absolvieren und somit anderen Verpflichtungen nachkommen, in keiner Weise eingeschränkt werden dürfen, weil sie in Teilzeit arbeiten. Bei der Gestaltung unseres Steuer- und Sozialsystems ist darauf zu achten, dass sich Leistung in Österreich weiterhin lohnen muss.

Eine Lösung, die sich bereits seit einigen Jahren etabliert hat, ist die Beschäftigung von ausländischen Fachkräften. Qualifizierte Arbeitskräfte aus nicht EU-Staaten können künftig auch vom Inland eine Rot-Weiß-Rot Karte beantragen. Diese Karte gilt für zwei Jahre und berechtigt zur Niederlassung in Österreich und zur Beschäftigung bei einem bestimmten Arbeitgeber. Wichtig hierbei ist für uns, dass nur Hochqualifizierte und Fachkräfte in Mangelbereichen diese Karte beantragen können.

Durch die bereits beschlossene Dienstrechts-Novelle mit dem Schwerpunkt Schulbereich ermöglichen wir den Quereinstieg in die Sekundarstufe Allgemeinbildung. Voraussetzungen dafür sind ein 180 ECTS-Bachelor mit Fachbezug und eine darauffolgende mindestens dreijährige adäquate Berufspraxis sowie eine positive Zertifizierung. Bis Ende Februar dieses Jahres gab es bereits über 1000 Bewerbungen! Dieses Ergebnis zeigt uns auf, dass wir auch mit unkonventionellen Lösungsansätzen wie diesem unserem Ziel näherkommen.

Ein wichtiger Teil der Pflegereform konnte von uns auch schon umgesetzt werden. So starten die neuen Schulformen „Höhere Lehranstalten für Pflege und Sozialbetreuung“ (HLSP) und die dreijährige Fachschule für Sozialberufe mit Pflegevorbereitung ihren regulären Betrieb ab dem Schuljahr 2023/24. Ein Einstieg in die Pflegeausbildung wird somit bereits nach der Pflichtschule geschaffen.
Des Weiteren wurde ein Pflegestipendium in der Höhe von 1400€ pro Monat beschlossen. Dieser finanzielle Anreiz soll dazu beitragen, dass Absolventinnen und Absolventen nach Abschluss der Ausbildung eine akademische Fortbildung im Bereich der Pflege anstreben und nicht in andere Bereiche abwandern. Ähnliche Stipendien sind auch für den Bereich der Elementarpädagogik denkbar.
Langfristig gesehen ist es mit solchen Stipendien jedoch noch nicht getan. Vor allem im medizinischen Bereich müssen wir es schaffen das Arbeitsumfeld attraktiver zu gestalten, um die Fachkräfte auch halten zu können.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den wir in dieser Debatte nicht außer Acht lassen dürfen, ist die immer weiter voranschreitende Technik.  Egal ob wir zum Beispiel in die Richtung vom autonomen Fahren oder in die IT blicken. Immer mehr Arbeiten, die wir früher und auch jetzt noch selbst verrichtet haben, können in Zukunft von Computern und Maschinen übernommen werden. Das dürfen wir keinesfalls als Gefahr wahrnehmen, richtig eingesetzt können diese Techniken unseren Arbeits- und Fachkräftemangel massiv abfedern, ohne in direkter Konkurrenz mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu stehen. Somit ist es sinnvoll in Forschung und Innovationen zu investieren.

Wie Sie sehen, gibt es nicht den einen richtigen Weg, mit dem wir den Mangel beheben können. Derzeit arbeiten wir an vielen weiteren Maßnahmen. Unser Lösungsansatz ist breitgefächert, zum Teil auch etwas unkonventionell und greift an den verschiedenen Ursachen des Problems an.  Aufgrund all dieser Tatsachen blicke ich positiv in die Zukunft. Ich bin mir sicher, dass wir den Arbeits- und Fachkräftemangel durch gezielte Maßnahmen, die wir zum Teil schon gesetzt haben und zum Teil noch setzen werden, massiv abfedern können.

Landesvorsitzende OGO Abg.z.NR Mag. Corinna Scharzenberger