Frohe Ostern – von Prof. Leopold Neuhold

Ein Pfarrer und sein Mesner bekommen auf einer Hochzeit zu viel vom guten Wein angeboten und sprechen ihm auch ausgiebig zu. So landen sie auf dem Fußweg nach Hause im Straßengraben. Nach einiger Zeit lallt der Mesner: „Hochwürden, glauben Sie an die Auferstehung?“ „Für die nächsten drei Stunden bestimmt nicht“, kommt es kaum hörbar zurück.

Ja, manchmal ist es schwer, an die Auferstehung zu glauben, wir befinden uns in vielerlei Schwierigkeiten, eine jagt die andere. Aus diesen herauszukommen, das scheint uns oft unmöglich. Die Widerstände in vielen Lebenslagen sind zu groß, als dass wir sie bewältigen könnten. Um mit der Bibel zu sprechen: Die Steine vor dem Grab scheinen unüberwindbar, zu schwer, als dass wir sie wegbewegen könnten. Krieg, Leiden, Tod halten uns im Grab des Todes fest. Wir brauchen nur in die Ukraine zu schauen, und da fällt es uns schwer, an die Auferstehung zu glauben. Wer wird uns den Stein vom Grab wegwälzen?

Und trotzdem!

„Nah ist

Und schwer zu fassen der Gott.

Wo aber Gefahr ist, wächst

Das Rettende auch.“

So liest man am Anfang des Gedichtes „Patmos“ von Friedrich Hölderlin. In diesem Text kommt die starke Zuversicht zum Ausdruck, die über die Gefahr hinaus reicht: Wo Unheil Platz greift, da wächst auch das, was retten kann. Es ist für Christen aber nicht etwas, das rettet, sondern eine Person: Gott, schwer zu fassen, ist aber nahe am Menschen, seinem nicht unproblematischen, aber geliebten Geschöpf. Mag der Blick über diese dem Leben entgegenstehenden Wirklichkeiten hinaus auch oft verstellt sein, aber doch gibt es einen Ostermorgen, an dem es heißt: Der Stein ist weg, das Grab ist leer. Die Auferstehung ist ein Hinweis darauf, die Auferstehung, die wir immer wieder erleben, im Erwachen der Natur im Frühjahr, dann, wenn sich Menschen versöhnen, bei der Heilung von einer Krankheit …

Der Mensch ist in dieser Welt ein Fremder. Er ist in dieser Welt nie endgültig zu Hause. Der Mensch weist nämlich über sich hinaus, auch wenn er hier festgehalten zu werden scheint. In der Auferstehung rührt denn auch das Ewige an das Zeitliche. Der Mensch wird aus seiner lebensfernen Starre, aus seiner Verklemmung gelöst. Der Stein kann wegbewegt werden. In all dem Schmerz, dem Leid scheint der Sonnenaufgang der Liebe durch. Und das ist auch ein Grund, dass wir in tiefster Sorge um den Frieden oder um die Gesundheit lachen können, weil die Welt hier nicht unsere endgültige Heimat ist. Heimat kann erst entwickelt werden, wenn man über sich hinausgeht. Die Auferstehung lässt uns den notwendigen Abstand gewinnen zu all den Beklemmungen und dem Erstarrten, das unserem Leben entgegensteht. Dort, wo Hindernis war, tun sich Möglichkeiten in der Begegnung mit dem Auferstandenen auf. Der Blick über uns, über den Straßengraben, in dem wir gelandet sind, hinaus wird frei. Erlösendes Lachen ist angesagt, weil es erlöstes Leben gibt.

„Die Liebe sagt immerzu das gleiche. Und doch wiederholt sie sich nie.“ So schreibt Lacordaire, ein Denker des 19. Jahrhunderts. Die Liebe bettet uns ein in die verschiedensten Lebenssituationen, in diesen allen findet sich die liebende Zuwendung, die immer das gleiche will, nämlich das Leben, dies aber auf verschiedenste Weise zum Ausdruck bringt. Diese Liebe schafft es, die Steine vom Grab wegzuräumen, Auferstehung wird möglich, wir können aus dem Straßengraben herausfinden. In der Gefahr wächst das Rettende auch, weil es den Retter gibt.

Der Steirische ÖAAB wünscht allen gesegnete Ostern!