Regionalkonferenz zur Kulturstrategie 2030 in der Region Obersteiermark Ost

Im Veranstaltungszentrum Krieglach fand die fünfte von insgesamt acht Regionalkonferenzen im Rahmen der Kulturstrategie 2030, die nun schon seit einigen Wochen in der Steiermark über die Bühne gehen, statt: „Mit den Regionalkonferenzen zur Kulturstrategie haben wir einen großen öffentlichen Beteiligungsprozess gestartet“, leitete Kulturlandesrat Christopher Drexler den Abend, zu dem rund 120 Interessierte aus der Region Obersteiermark Ost gekommen waren, ein. Neben der Bürgermeisterin der Marktgemeinde Krieglach, Regina Schrittwieser, konnten Landesrätin Ursula Lackner und Landtagsabgeordnete Cornelia Izzo sowie zahlreiche weitere kommunalpolitische Vertreterinnen und Vertreter des Bezirks als Ehrengäste begrüßt werden.

Fünf Thementische zur steirischen Kunst- und Kulturlandschaft

Schon am Nachmittag arbeiteten rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus regionalen Kulturinitiativen, volkskulturellen Verbänden, den Gemeinden, dem Regionalmanagement sowie Einzelkünstlerinnen bzw. -künstler an fünf thematisch unterschiedlich ausgerichteten Tischen und leuchteten unterschiedliche Felder der steirischen Kunst- und Kulturlandschaft aus.

Organisiert von den beiden Kulturexperten Heidrun Primas und Werner Schrempf, wurden in den Gruppen örtliche, strukturelle und inhaltliche Themenstellungen mit Fokus auf die Region Obersteiermark West erörtert, diskutiert und dokumentiert. Die Ergebnisse wurden am Abend jeweils von den Moderatorinnen bzw. Moderatoren dieser „Thementische“ präsentiert.

Die inhaltlichen Ideen aus der Region Obersteiermark Ost

Die Ideen und Inputs der fünf Thementische, die im Rahmen der Diskussionsveranstaltung präsentiert wurden, waren überaus vielfältig und reichten von einer pointierten Analyse dessen, was die Region ausmacht, wo ihre Stärken und Schwächen liegen, bis hin zu der Frage, wie ein vernetztes, wechselseitig unterstützendes, gemeinsames Kulturschaffen in der Region gelingt. Als wesentliches Merkmal der Region wurde die starke Verbindung zur Montanistik sowie zur Industrie identifiziert, wobei besonders die exzellente Infrastruktur, die geographisch günstige Lage, wie auch das Potential, bestehende, leerstehende Wohn- und Industriebereiche mit Kultur zu „bespielen“, als Chance wahrgenommen wurde.

Wie schon in anderen Regionen, wurde ein verstärktes Ineinandergreifen von Bildung und Kultur als wichtiger Punkt genannt. So wurde die Idee einer „täglichen Kulturstunde“ geboren – sie solle Begeisterung, Interesse und Engagement in der Jugend generieren und die Kulturausbildung auf ein solides Fundament stellen. Gleichzeitig wurde eine Idee von Kunstschulen, angelehnt an das System der Musikschulen, aufgegriffen. Man war sich einig, dass Handlungsbedarf bestehe, die Jugend zu erreichen und Angebote zu schaffen, junge Menschen in ihren Lebensrealitäten abzuholen.

Als besonders wichtig wurde die Vernetzung identifiziert. Dabei wurde der Wunsch nach Ansprechpersonen geäußert, die als „regionale Kunst- und Kulturkoordination“, als „Kulturkümmerer“, beschrieben wurden, die als Schnittstelle in der Szene selbst aber auch zwischen den Kulturschaffenden und den Fördergebern fungieren solle. Für einen Austausch nach innen plädierten die Diskutantinnen und Diskutanten für einen Stammtisch oder ein wiederkehrendes Netzwerktreffen. Neben der Idee eines großen Veranstaltungskalenders wurde auch die Schaffung einer Kulturdatenbank diskutiert, die Künstlerinnen und Künstler zueinander finden lassen soll und gleichzeitig Möglichkeiten der Sichtbarkeit geben möge.

Unter dem Motto „Wertschöpfung kommt von Wertschätzung“ wurde nicht nur die große Bedeutung des Ehrenamts für den Kulturbereich unterstrichen, sondern auch die Rolle von fairer Bezahlung als finanzielles Fundament hervorgehoben. Damit verbunden war auch der Appell, die Förderstrukturen und die damit verbundene Antragstellung zu vereinfachen. 

Künstlerische Beiträge reflektieren Diskussionsinhalte

Eingeleitet wurde der Abend durch einen Input der jungen Architektinnen Julia Fröhlich und Rebekka Hirschberg, die Teil des Kollektivs wohnlabor sind. Besonders für diese Industrieregion stellt die Baukultur einen wesentlichen Teil der Kultur dar, und so regten sie den Diskurs über Wohnen und damit verbundene Auswirkungen auf unser Leben an: Wie beeinflusst gebauter Raum unser Leben? Gleichzeitig reflektierten sie über ihre Arbeitsweise als international agierendes Kollektiv, die sie als Stärke, wechselseitige Bereicherung aber auch als oftmalige Herausforderung charakterisierten.

Das künstlerische Porträt der Region wurde von Volkskulturpreisträger Georg Schütky und Schriftstellerin Angelika Reitzer gestaltet: Sie präsentierten unter dem Titel „Die Immortale- Konferenz zu Unsterblichkeitsfragen“ einen beeindruckenden Filmbeitrag in Kooperation mit Jugendlichen aus der Region und der Lebenshilfe Kindberg. Die Jugendlichen setzten sich mit Fragen der Unsterblichkeit auseinander und präsentierten Antworten, Überlegungen und Perspektiven. Wie soll unsere Zukunft aussehen? Wie ist das mit der Kunst, bei uns, in der Region? Was macht eigentlich richtig Spaß?

LR Drexler: „Möglichst viele Steirerinnen und Steirer sollen Teil der Gestaltung der steirischen Kulturstrategie sein“

Kulturlandesrat Christopher Drexler: „Wir haben einen Beteiligungsprozess gestartet, wie es ihn für die Kultur in der Steiermark kaum jemals gegeben hat. Von den volkskulturellen Verbänden über die regionalen Kulturinitiativen bis zu jedem einzelnen Kulturinteressierten wollen wir möglichst viele Steirerinnen und Steirer einladen, mit dabei zu sein und sich einzubringen. Sie alle sollen die Möglichkeit bekommen, Teil der Gestaltung der Kulturstrategie des Landes Steiermark zu werden. Wir wollen damit ein neues Kapitel der Kulturpolitik in der Steiermark aufschlagen.“ Die ressortmäßige Zusammenführung der sogenannten Hochkultur und der Volkskultur hob er als wesentliche Weichenstellung hervor: „Wir reden von einer Kultur – von der Lyrik bis zur Blasmusik. Die Zusammenführung sehe ich als große Chance, als Bekenntnis für eine kraftvolle steirische Kultur. Für die steirische Kulturpolitik wünsche ich mir einen zukunftsorientierten Prozess, einen gemeinsamen Aufbruch in die Zukunft.“ Landesrat Drexler zeigte sich vom Ideenreichtum beeindruckt und unterstrich, dass es dabei aufmerksam „zuzuhören“ gilt.

Landesrätin Ursula Lackner betonte das ausgeprägte Kulturbewusstsein in der Steiermark, die „schillernde Vielfalt an Kulturinitiativen“ und die Wichtigkeit von genreübergreifender Vernetzung und gegenseitigem Zuhören.

Gleichzeitig verlieh sie ihrer Wertschätzung für den laufenden Prozess Ausdruck und unterstrich den guten Austausch der Koalitionspartner, um gemeinsam an der zukünftigen Kulturidentität der Steiermark zu arbeiten.

Kulturstrategie wird in Landesregierung und Landtag debattiert

Nach Abschluss der Regionalkonferenzen werden die gesammelten Ergebnisse durch die Kulturabteilung des Landes Steiermark für die kulturpolitischen Leitlinien der kommenden Jahre aufbereitet. Die Kulturstrategie 2030 wird anschließend in die Steiermärkische Landesregierung und den Landtag Steiermark zur Debatte und Beschlussfassung eingebracht.

Weitere Informationen und Mitdiskutieren

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Regionalkonferenz in der Region Obersteiermark Ost sind – genauso wie alle Kulturinteressierten in der ganzen Steiermark – herzlich eingeladen, auch am weiteren Prozess mitzuwirken und ihre Meinungen und Sichtweisen einzubringen.

kultur.steiermark.at

kulturstrategie2030@stmk.gv.at

Live-Stream: www.die-organisation.at/kulturstrategie-2030/live

Fotohinweis: (c) Nikola Milatovic